Und noch ein Film, den ich an unserem Filmabend unter dem Motto „Ein Platz an der Sonne“ nicht zeigen werde. Immerhin ist er in die engere Wahl gekommen. „Ein blonder Traum“ ist ein Film aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise und einer der damals erfolgreichsten dazu. In mehrfacher Hinsicht geht es in dieser Dreiecksgeschichte zwischen der blonden Schönheit Jou-Jou (Lilian Harvey) und zwei Berliner Fensterputzern (Willy Fritsch und Willi Forst) um einen Platz an der Sonne.
Jou-Jou, die sich ihren Lebensunterhalt als Wurfgeschoss in einem Wanderzirkus verdient, träumt von einer Filmkarriere in Amerika. Die beiden Willys verschaffen ihr zunächst mal ein Dach über dem Kopf: In einer Art frühen Wagenburg vor den Toren der Stadt, wohin es damals viele verschlagen hat, die sich ein Leben anderswo nicht mehr leisten konnten. Die beiden Filmlieder „Wir zahlen keine Miete mehr, wir sind im Grünen zuhaus“ und „Irgendwo auf der Welt gibt´s ein kleines bißchen Glück“ treffen die Hoffnungen vieler Menschen Anfang der 1930er. Das Lexikon des Internationalen Films urteilt streng: „Das optimistische Musical-Lustspiel von 1932, das die soziale Not der Zeit sehr bewusst ausklammert, konnte von den Millionen Arbeitslosen zum ermäßigten Eintrittspreis von 30 Pfennig gesehen werden. Einer der großen Ufa-Erfolge.“
Von dem Film werden übrigens – zu der Zeit nicht unüblich – zeitgleich auch eine französische und eine englische Version hergestellt. Lilian Harvey spielt in allen Versionen ihren Part, lediglich die Willys werden ausgetauscht.
Den Drehbuchschreibern Walter Reisch und Billie Wilder, dem Produzenten Erich Pommer und dem Komponisten der Filmmusik, Werner Richard Heymann, gelingt es, in die USA zu emigrieren und dort im Filmbereich Fuß zu fassen. Der Texter der oben genannten Lieder, Robert Gilbert, wird als Jude von den Nationalsozialisten verfolgt, flieht nach Wien, dann nach Paris, schließlich in die USA. 1944 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Lilian Harvey verlässt 1939 Deutschland und begibt sich nach Frankreich. Nach der Besetzung Südfrankreichs geht sie 1942 nach Hollywood. Zuvor ist sie vor französischen Soldaten und in der Schweiz in Programmen für die Stärkung der alliierten Kriegsmoral aufgetreten. 1943 erkennt ihr das NS-Regime die deutsche Staatsbürgerschaft ab.
Willy Frisch und Willi Forst setzen ihre Karriere in Nazi-Deutschland fort, vermeiden ihre Beteiligung an allzu krassen NS-Propagandaschinken.
Fritsch wird Mitglied der NSDAP und Präsidialrat der Kameradschaft der deutschen Künstler. Im August 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs nimmt ihn Goebbels in die Gottbegnadeten-Liste der Schauspieler auf, die er für die Filmproduktion braucht, womit Fritsch vom Kriegsdienst freigestellt wird.
Ab 1936 leitet Forst eine eigene Filmgesellschaft. 1937 wird Forst in den Aufsichtsrat der verstaatlichten Tobis AG und 1938 auch in den Aufsichtsrat der neu gegründeten Wien-Film berufen. Gemäß dem für die Wiener Filme vorgegebenen Motto „Kraft durch Freude“ kann Willi Forst weiterhin unbeschwerte Komödien inszenieren.
Die erste Aufführung nach dem zweiten Weltkrieg von „Ein blonder Traum“ erfolgt am 24. Januar 1971 im ZDF.
Heute darf ich mal bei meinem eigenen Blog sagen, dass es mir gefällt 😉