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Posts Tagged ‘Orangenkuchen’

An dieser Stelle könnte man sich eine Menge Filme zum Thema Todesstrafe vorstellen, viele gut und der Sache gerecht werdend. Nicht zuletzt würde vermutlich auch der von Lakritze empfohlene Do the right thing von Sebastian Mez dazugehören, für den ich dank eines kurzen freundlichen Emailaustausches mit dem Regisseur sogar den Vertrieb für diese, und eine Menge anderer, sehr interessant anmutender, DVDs gefunden habe: Lingua-Video. Anmerkung am Rand: hier heißt der Film aus rechtlichen Gründen Living with the Death Penalty.

Ich habe mich dennoch für ein anderes Genre entschieden, zum einen weil ich Western gerne sehe und zum anderen weil für mich Western gucken immer eine kleine Hommage an meinen Vater ist, der mir dieses Genre näher gebracht hat. Dabei bin ich mir nicht sicher, dass er Pat Garrett&Billy the Kid überhaupt kannte, diese Peckinpah-Sicht auf den amerikanischen Mythos, in der nicht mehr klar ist, wer gut und wer böse ist, in der Gewalt ein vorherrschendes Prinzip ist, in der das Recht auf der Seite der Besitzenden liegt und man dennoch weder dort noch dort mehr einen moralischen Helden zur eigenen Identifikation finden wird.

Aus meiner heutigen Sicht fällt die Identifikation allerdings noch besonders schwer: handelt es sich trotz aller kritischen Auseinandersetzung mit dem Western als althergebrachtes Vehikel für die Mystifizierung der US-amerikanischen Geschichte immer noch um ein rechtes Machowerk.

Die Frauen im Film sind fast durchwegs reine Nutzobjekte, oft auch mexikanischer oder anderer lateinamerikanischer Herkunft, kaum handelndes Subjekt, wenn man mal von 5 Minuten-Auftritt der Sheriffsfrau („Mama“) absieht, die sich die Munition ins ausladende Dekolleté schiebt und mit Karacho, das Gewehr im Anschlag durch die Türe bricht, um ebenso ungerührt wie die Kerle jeden umzuschießen, der ihr vor die Flinte kommt. Als Role Model taugt auch sie nur bedingt und der Rest der Darstellung von Weiblichkeit geht ins Befremdliche.

Ich kannte die Musik lange vor dem Film. Der Soundtrack von Bob Dylan auf Vinyl war mein jugendlicher Einstieg ins Werk des Meisters, der geliebte Mann hat erzählt, dass er ihn so geliebt hat, dass er ihn zur Reise per Anhalter nach Berlin mit eingepackt hat. Ich denke, in der Zukunft beschäftige ich mich eher wieder mit dieser Musik als mit den Bildern, die sie begleitet.

Das Essen war gut und der Auftragslage angepasst (=wenig Zeit zum Überlegen, Einkaufen, Kochen) unspektakulär: Blattsalate mit roter Zwiebel, Walnüssen, Avocado und Brombeeressig/Walnussöl-Vinaigrette, obendrauf ein gegrilltes Ziegenkäslein mit Honig beträufelt und mit frischem Tellicherrypfeffer bemahlt. Spaghetti in Mascarpone-Chili-Soße. Zum Nachtisch den glücklicherweise zerbrochenen Orangenkuchen des geliebten Mannes. „Glücklicherweise zerbrochen“, weil er andernfalls mit ins Büro genommen worden wäre.

Nächstes Mal in zwei Wochen geht es um das Thema „Die Zeiten ändern sich“ und ich bin neugierig, um welche Zeiten es sich handeln wird.

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